Samstag, 11. Mai 2019

Diversität in Büchern

In letzter Zeit hört man von immer mehr Diskussionen über Diversität in Büchern. Eine Entwicklung, die mich freut, aber gleichzeitig auch mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Vor allem dann, wenn die Rede davon ist, dass das ein Trend ist. Meiner Meinung sind diverse Bücher alles andere als ein Trend, sondern sollten als normal gelten. Genauso wie die Diversität in unserer Gesellschaft. 
Zum ersten Mal bin ich auf das Thema aufmerksam geworden, als ich vor einigen Jahren ein Buch von Cecelia Ahern gelesen habe. In dem Buch hat die beste Freundin der Hauptperson die gleichen Wurzeln wie ich zur Hälfte. Mich hat das riesig gefreut, weil das Land eigentlich eher weniger bekannt ist und man gleichzeitig beim Lesen gemerkt hat, dass sich die Autorin mit ihrem Hintergrund beschäftigt hat, um den Charakter authentisch zu schildern. Der Moment hat mich jedoch nicht nur gefreut, sondern gleichzeitig auch einen Schalter in mir umgelegt. Erst da ist mir nämlich klar geworden, dass wir viel zu wenige diverse Charaktere haben. Davor habe ich nie darauf geachtet - wahrscheinlich, weil ich mich einfach daran gewöhnt habe von fast nur amerikanischen oder deutschen Personen zu lesen. Immerhin machen Kinderbücher da leider keinen Unterschied.

Nach diesem Buch von Cecelia Ahern habe ich angefangen stärker darauf zu achten und mich jedes Mal gefreut, wenn eine andere diverse Gruppe in Büchern präsentiert wurde. Jedoch muss ich zugeben, dass ich mich irgendwann dabei komisch gefühlt habe, denn diese Freude hat mir gezeigt, dass sich eigentlich etwas in Büchern ändern sollte. Es sollte normal sein, Charaktere mit verschiedenen Hintergründen in Geschichten einzubauen und keine Seltenheit, die Personen, die selbst einen anderen Hintergrund haben, im besonderen Maße schätzen müssen.
Wir leben in einer bunten Gesellschaft und jeder sollte die Möglichkeit haben, Charaktere zu finden, in denen er sich wiederfindet. Es gibt viele Minderheitsgruppen, die bereits im Alltag mit Vorurteilen in Berührung kommen und für diese wäre es einfach schön, wenn sie in Büchern nicht als Ausnahme gelten würden.

Es gibt zahlreiche Autoren, die mittlerweile Diversität in ihre Bücher einbauen. Die neueren Diskussionen sorgen zudem dafür, dass auch weitere Autoren sich darüber Gedanken machen. Jedoch muss meiner Meinung nach gleichzeitig darauf geachtet werden, dass es authentisch bleibt und nicht zu übertrieben dargestellt wird, weil man die präsentierten Gruppen sonst vor den Kopf stößt. Beispielsweise hat mich Someone New von Laura Kneidl in Bezug darauf eher enttäuscht, weil meiner Meinung nach fast alle Charaktere nur durch ihren Hintergrund definiert wurden und es in Bezug auf deren Problemen unnatürlich wirkte.
Genauso problematisch finde ich es, wenn man sich nur an Klischees bedient. Vom schwulen besten Freund hat man mittlerweile zu oft gelesen und leider wirken diese wie in eine Rolle gepresst. Vor allem finde ich das problematisch, weil ich erlebt habe, dass diese Geschichten eine Auswirkung auf die Gesellschaft haben. Ich habe schon von Mädchen gehört, die gesagt haben, dass sie gerne einen schwulen besten Freund hätten oder stolz von einem erzählt haben - der Charakter spielte in diesen Fällen eine weniger wichtige Rolle als die Sexualität. Hier finde ich es gut, dass Alec aus Cassandra Clares Chroniken der Unterwelt-Reihe kein Klischee präsentiert und trotz der Fantasy-Aspekte echter wirkt als die genannten besten Freunde. Glücklicherweise findet hier aber auch schon ein Umdenken statt, wie zum Beispiel der Erfolg von Love Simon zeigt.

Ich finde, dass Autoren nicht zwanghaft versuchen sollten diverse Charaktere einzubauen, sondern nur, wenn es sich für sie richtig anfühlt, weil man als Leser sonst schnell merkt, wenn es aufgezwungen wirkt. Ich schreibe selbst in meiner Freizeit und habe bei meinen Fantasy-Geschichten bisher weniger darauf geachtet, weil hier die fantastischen Elemente im Fokus stehen. Bei anderen Geschichten, die eher die Liebe thematisieren, hat es sich jedoch fast wie von allein ergeben, dass ich diverse Charaktere einbaue, was vermutlich an meinen Wurzeln, aber auch an meinem bunten Umfeld liegt.

Es gibt auch weitere Autoren, die in ihren Büchern auf gelungene Weise diverse Charaktere präsentieren. Besonders dankbar bin ich für Geschichten, in denen die Hauptpersonen einen anderen Hintergrund haben, statt nur die Nebencharaktere. 
Ich möchte euch als nächstes Bücher und Autoren vorstellen, die in ihren Büchern diverse Charaktere einbauen und diese Diversität zum größten Teil auch als normal und natürlich präsentieren. Wenn ihr ähnliche Bücher empfehlen könnt, schreibt mir gerne.

1. Radio Silence und I was born for this von Alice Oseman
Copyright: HarperCollins
UK

Alice Oseman gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ist meiner Meinung nach eine der besten, wenn es um das Präsentieren einer natürlichen Diversität in Büchern geht. In ihrem ersten Buch Solitaire hält sie sich damit noch zurück, aber dafür findet man in Radio Silence und I was born for this zahlreiche diverse Charaktere. Das, was ich an ihren Büchern vor allem mag, ist dass die Vielfalt als normal präsentiert und nicht mit Problemen verknüpft wird. In I was Born for this stehen Angel und Jimmy im Mittelpunkt. Angel ist gläubige Muslima und trägt ein Kopftuch. Sie lebt das Leben eines ganz normalen Teenagers und ist in dem Buch keinen Anfeindungen ausgesetzt. Weitere Kapitel werden aus der Sicht von Jimmy erzählt, der trans ist und ebenfalls ein Umfeld hat, von dem er so akzeptiert wird wie er ist.

2. The Hate U Give und On the Come Up von Angie Thomas
Copyright: cbj /
Randomhouse

Alice Osemans Büchern präsentieren wie bereits gesagt keine Vorurteile, was ich schön finde, weil sie zeigen, was ich mir von unserer Gesellschaft in der Zukunft wünsche. Dass wir dennoch immer noch Probleme mit Vorurteilen und Rassismus haben, lässt sich nicht leugnen. Angie Thomas beschäftigt sich in ihren Büchern mit diesem Thema. In beiden Büchern steht ein dunkelhäutiges Mädchen im Mittelpunkt, das in einer schwierigen Gegend aufwächst. Während Starr aus The Hate U Give ihren Freund verteidigen möchte, der von einem weißen Polizisten erschossen wird, möchte Bri aus On the Come Up Rapperin werden. Die Probleme werden realistisch beschrieben, jedoch leben die Charaktere nicht von ihnen, was ich gut finde. Starr und Bri sind nicht ihre Hautfarbe, sondern Jugendliche mit eigenen Interessen und Familien, die ihnen wichtig sind. Dadurch, dass beide so echt wirken und sich eben nicht alles um Rassismus dreht, wirken beide Bücher sehr authentisch und präsentieren die Gruppen auf gute Weise, ohne sie vor den Kopf zu stoßen. 

3. Everything, Everything von Nicola Yoon und To all the boys I've loved before von Jenny Han
To all the boys I’ve loved before
Copyright: Hanser

Im Gegensatz zu den Büchern von Alice Oseman und Angie Thomas erzählen Everything, Everything und To all the boys I've loved before vordergründig eine Liebesgeschichte. In Everything, Everything wird die Geschichte von Maddie erzählt, die an einer seltenen Krankheit leidet und sich in ihren neuen Nachbar verliebt. Sie ist dunkelhäutig und er weiß, jedoch wird das kein einziges Mal im Buch als Problem dargestellt. Es ist einfach keins und stattdessen wird mit Ausnahme ihrer Krankheit konfliktfrei ihre süße gemeinsame Geschichte erzählt, die zeigt, wie stark Liebe sein kann.
In To all the boys I've loved before hat die Hauptperson Lara Jean koreanische Wurzeln. Das kommt in der Geschichte in einigen Szenen zum Ausdruck, z.B. wenn es um koreanisches Essen oder Produkte aus Südkorea geht. Das wirkt authentisch und die Bezüge so wie sie meiner Erfahrung nach auch im echten Leben in Familien vorkommen. In Lara Jeans Alltag gibt es keine Probleme mit Rassismus. Sie gilt in ihrer Schule als normale Schülerin, die sich in viele Jungs verliebt und an der auch Jungs Interesse haben. Ihre Wurzeln spielen dabei keine Rolle. 
Beide Bücher zeigen, dass in der Liebe der Charakter an erster Stelle steht und der kulturelle Hintergrund egal ist, wenn man eine andere Person wirklich liebt.

Weitere empfehlenswerte Bücher mit diversen Charakteren:
A very large expanse of sea, Tahere Mafi
Wenn Worte meine Waffe wären, Kristina Aamand
Flawed, Cecelia Ahern
Rat der Neun, Veronica Roth

2 Kommentare:

  1. Ich finde schon wichtig,dass es Diversität in Büchern gibt. Schließlich ist die Welt voller unterschiedlicher Menschen.
    Was ich nur sehr schade finde, dass Personen mit einer Behinderung oft außen vor gelassen werden. Auch diese Menschen werden oft als Minderheitsgruppe wahrgenommen. Meiner Meinung nach, sollte sowas auch häufiger in Büchern vorkommen.

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    1. Danke für deinen Kommentar! Ich stimme dir zu und finde auch, dass Menschen mit einer Behinderung häufiger in Büchern vorkommen sollten. Mir ist auch aufgefallen, dass ich kaum Bücher kenne, in denen darauf geachtet wird.

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