Donnerstag, 3. November 2016

Kindheitshelden

Letztens habe ich mir wieder meinen ganzen Bücherschrank angeschaut und bin dabei auf fast vergessene Bücher gestoßen, die ich in meiner Kindheit gelesen habe. Während manche davon schon zusammengestapelt und aufgeräumt wurden, gibt es einige, die noch immer eine Reihe in meinem Bücherschrank schmücken, weil sie mich nicht komplett losgelassen haben. Es sind Geschichten, die mich vor allem durch meine Grundschulzeit begleitet haben und in dieser einen wichtigen Teil in meinem Leben gespielt haben. Geschichten, die ich damals geliebt habe und von denen ich nicht genug bekommen konnte. Geschichten, in denen ich gerne für einige Zeit verschwand und in die ich oft am liebsten rein gesprungen wäre, um alles mitzuerleben. Einfach Geschichten, die das Leben von Kindern befassen ohne die Problematik des Erwachsenwerdens zu erwähnen, denn dafür nehmen sich Jugendbücher genügend Zeit.
Eine ungewöhnliche Wärme durchzog meinen Körper, als ich Bücher entdeckte, an die ich früher dauerhaft meine Gedanken verschenkte, während sie jetzt fast nur noch in meinem Unterbewusstsein präsent sind, aber trotzdem einen Teil meines Herzens besitzen.
Eine meiner größten Kindheitshelden war wohl die Meerjungfrau Emily. Ich liebte die Geschichten von ihr einfach, so sehr, dass ich mir den dritten Teil "Emilys Entdeckung" sogar als Hörbuch wünschte, um diese Geschichte abends vor dem Schlafengehen immer anhören zu können. Und das obwohl ich damals schon kein Fan von Hörbüchern war, weil ich es bevorzugte eine Geschichte über die Seiten eines Buches mitzuerleben. Emily hat mich als Kind so sehr geprägt, dass ich beim Verwandtenbesuch in die Schweiz, bei welchem ich mir ein Buch aussuchen durfte auch zu Liz Kesslers anderen Roman "Ein Jahr ohne Juli" griff, obwohl ich dafür eigentlich schon zu alt war. 
Ehrlich gesagt stand ich sogar vor zwei Jahren kurz davor "Emilys Reise" zu lesen, was als neuester Teil der Reihe erschienen ist, obwohl ich da eigentlich schon zu alt dafür gewesen bin. 
Eine weitere große Heldin für mich war Lola. Wer kennt das Mädchen aus Hamburg nicht, das im ersten Teil der erfolgreichen "Lola"-Reihe alles tut, um eine Freundin zu finden. Ich habe die Geschichten von ihr geliebt und "Hier kommt Lola" hat mich beim Lesen sofort in den Bann gezogen. Vor allem "Lola auf Hochzeitsreise" hatte es mir damals angetan. Kein Wunder, dass die Autorin dieser Kinderbücher Isabel Abedi auch jetzt noch eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt und ich auch öfters einen Abstecher zu ihren Jugendbücher wie zum Beispiel "Isola" mache.
Auch die "Lila Lakrizzen" begleiteten mich durch meine Kindheit, wenn auch nicht in so großem Maße wie die anderen erwähnten Büchern. Trotzdem stelle ich mir heute noch die frage. wie ich mich damals für diese Detektivgeschichten begeistern konnte, da ich sonst eigentlich nicht der allzu große Krimifan bin. Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass mich "Die fünf Freunde" viele Jahre lang begleitet haben, die auch Krimifälle lösen. Davon las ich jedoch nur wenige Bücher, sondern sammelte alle möglichen Kassetten mit Hörspielen, die ich immer vor dem Einschlafen anhörte. Der "Fünf Freunde" - Zauber hielt bei mir ziemlich lange an, weshalb ich mich gar nicht mehr genau daran erinnern kann, wann er richtig verflog. Es ist nur schade, dass Kassetten heute so aus dem Rennen sind. Als Kind konnte ich mich nur wenig mit den Hörspielen auf CD anfreunden, die irgendwann neu aufkamen, weil es bei ihnen einfach ein anderes Gefühl gab. Vielleicht fehlte mir bei diesen auch einfach nur das Umdrehen der Kassetten. 
Trotz meinem Fandaseins von Lola und den Lila Lakrizzen, bevorzugte ich damals genauso wie heute schon Fantasybücher. Vor allem Feen spielten eine wichtige Rolle in meinem Leben. In meiner Grundschulzeit wurden die Pferdebilder schnell von unendlichen Feenbildern abgelöst. Ich habe keine Ahnung davon, wie viele Bilder mit Landschaften und unzähligen Feen damals entstanden sind, aber es sind auf jeden Fall viel zu viele. Ich war von diesen Wesen einfach komplett fasziniert und glaubte eine Zeit lang sogar, dass sie wirklich existieren. Das mag jetzt vielleicht komisch erscheinen, aber als kleines Kind hatte ich einfach eine glühende Fantasie. Ich und eine meiner Grundschulfreundinnen, die auch Feen liebte, suchten sogar nach den Geschöpfen auf Wiesen und überlegten uns, weshalb sie nicht gesehen werden wollen.
Aus diesem Grund ist es auch kein Wunder, dass einer meine allerersten Buchreihen "Die fabelhaften Zauberfeen" war. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sehr ich diese Bücher geliebt habe. Ich war verrückt nach diesen und hielt immer nach neuen Teilen Ausschau. Wenn ich an meine alten Zeichnungen denke, dienten diese Bücher sicher auch als Inspiration dafür. Ich hatte sogar Lieblingsfeen, kann mich nur nicht mehr daran erinnern, welche es waren. 
Genauso sehr habe ich aber auch die "Sternenschweif"-Bücher geliebt, die damals total in waren. Pferdegeschichten las ich als Kind schon immer gerne, aber die Geschichte des magischen Einhorns war meine Liebste. 
Überhaupt ist es so, dass ich mich kaum noch an genaue Inhalte dieser einstigen Lieblingsbücher erinnern kann. Ein paar Fetzen sind hängen geblieben, aber genaueres weiß ich leider nicht mehr. Jetzt, nachdem ich diesen Beitrag geschrieben habe, verliere ich mich auch etwas in Nostalgie und verspüre das Gefühl gerne wieder in diese Bücher reinzuschnuppern. Wer weiß, vielleicht lese ich "Emilys Reise" doch noch. 
Fakt ist jedoch, dass jeder seine Kindheitshelden hat und für Menschen wie mich, die schon seit der ersten Klasse die Liebe zum Lesen und zu erfundenen Geschichte entdeckt haben, spielen Buchprotagonisten auch eine große Rolle, bis man irgendwann zu alt für deren Geschichten wird. Wie schnell die Zeit doch vergeht...


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