Freitag, 15. Juli 2016

Von der Schwierigkeit bereits bekannte Schatzkisten erneut zu öffnen

"Das Buch war so unterhaltsam. Ich werde es auf jeden Fall wieder lesen." Sicherlich hat jeder leidenschaftliche Leser diese Worte, nach Beenden eines bewegenden Buches schon ausgesprochen. 
Dabei sind sie einfacher gesagt als getan, denn während man schon davon träumt, erneut in die bekannte Welt seines Lieblingsbuches einzutauchen, warten im Bücherregal neue Bücher, die darauf warten endlich gelesen zu werden. 
Als wie schwierig sich das Wiederlesen jedoch herausstellt, müsste vielen aufgefallen sein, die es nicht schaffen, in nur einem einzigen Tag einen kompletten Roman zu lesen.
Fest steht, dass das Lesen ein unbeschreibliches Gefühl ist. Für einen Moment befindet man sich nicht mehr in seinem Zimmer, auf der Liegewiese im Park oder gar im Schulflur, sondern in einer komplett anderen Welt. 
Sei es in der Welt von Hogwarts, Panem oder einfach in der zweier Menschen, die auf jeden Fall zusammengehören, aber dafür zu viele Hindernisse überwinden müssen. Manche Welten scheinen einem zu weit weg, als das man komplett in sie tauchen kann. Andere Welten geben einem das Gefühl von zuhause, wodurch es nur umso verständlicher ist, dass man zurück möchte, denn jeden holt irgendwann das Heimweh ein. 
Schließt man einen guten Roman mit gemischten Gefühlen ab, gibt es zwei verschiedene Gründe dafür. Entweder man fand ihn so eigenartig, dass man nicht weiß, ob er gut war oder aber, man ist traurig, weil das Buch schon zu Ende ist. Im letzteren Fall fällt dann auch oft der oben genannte Gedanke: "Ich werde es auf jeden Fall wieder lesen."
Leider erweist sich das, als schwieriger als es sich anhört, denn gleichzeitig warten neue Bücher auf einen. Man steht vor der Entscheidung: Entweder das Bekannte wiederlesen oder den Stapel der noch nicht gelesenen Bücher verkleinern? Bei der Frage siegt oft die Neugier auf das Unbekannte und man entscheidet sich für das Neue, denn es liegt nun einmal in der menschlichen Natur, seinen Horizont erweitern zu wollen und nicht auf dem gleichen Stand stehen zu bleiben.
Dabei hat das Wiederlesen eines Buches etwas Schönes an sich, denn dabei entdeckt man Details, die man zuvor noch nicht bemerkt hat. Gleichzeitig kann man sich auf anderes konzentrieren, zum Beispiel, wenn sich ein Guter als geheimer Bösewicht herausstellt. Dann versteht man auch endlich die gezielten Andeutungen in der Mitte der Geschichte!
Auch ich habe eine lange Liste mit Büchern in meinem Kopf, die ich wiederlesen möchte. Sei es, weil deren Inhalt mich so überzeugt hat oder mir das Gefühl von Zuhause gegeben hat, wie es zum Beispiel bei "Seelen", "Nach dem Sommer" oder "Für immer vielleicht" der Fall war. 
Oder aber sogar, weil man die Bücher tatsächlich so schnell durchgelesen hatte, dass man deren Inhalt nicht mehr genau im Kopf hat, aber weiß, dass dieser spannend war. Das trifft in meinem Fall auf die "Edelstein-Trilogie" zu.
Es mag zwar Menschen geben, die lieber "Harry Potter" zum zehnten Mal lesen, als ein neues Buch zu beginnen, aber es gibt eben auch die Leser, die stattdessen immer Neues lesen, während sich in deren Kopf ein neuer Stapel von Büchern bildet. Nicht der, der in der Bücherei ausgeliehenen Bücher, die sich spannend angehört haben, sondern der, von denen man weiß, dass sie Spannung beinhalten und diese nochmals durchleben möchte.
Fest steht, jedes Buch ist wie eine Schatzkiste, die man öffnet, bestaunt und wieder schließt. Und das Schöne an diesen goldenen Schatzkisten ist, dass man sie jederzeit wieder öffnen kann, egal nach welcher Zeit. Damit kann ich auch sagen, dass ich mir sicher bin, die Zeit für das Lesen bestimmter Lieblingsbücher wiederzufinden, nur nicht jetzt , aber dafür irgendwann. Jede Schatzkiste steht bereit, um wieder geöffnet zu werden. Glücklicherweise verfällt sie dabei nicht. 

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