Montag, 14. Januar 2019

Spinster Girls - Was ist schon normal?, Holly Bourne

Coverbild Spinster Girls – Was ist schon normal? von Holly Bourne, ISBN-978-3-423-71797-7
Copyright: dtv

Informationen

Titel: Spinster Girls - Was ist
schon normal?
Autor/in: Holly Bourne
Seitenzahl: 416
Verlag: dtv Junior
Preis: 12,95 

Link: hier
Inhalt: Evie wünscht sich nichts sehnlicher, als normal zu sein. Sie ist auch schon ziemlich nah dran, als sie das College beginnt und dort Amber und Lottie kennenlernt. Die Mädchen gründen den Spinster-Club, um über Feminismus zu sprechen. 
Evie leidet jedoch auch an einer Krankheit, die ihr zu schaffen macht: Sie hat Zwangsstörungen und lebt in der Angst, dass sich ihr Zustand wieder verschlimmern könnte. Wird sie es schaffen auch mit ihren neuen Freundinnen darüber zu reden?

Meinung: Ich habe ehrlich gesagt eine etwas andere Geschichte erwartet, weil es im Klappentext keinen Hinweis darauf gibt, dass das Thema Zwangsstörung im Mittelpunkt steht, aber wurde dennoch nicht enttäuscht. Holly Bourne schafft es nämlich den Leser in den Bann zu ziehen und besitzt einen lockeren Schreibstil, wodurch sich die Geschichte trotz teilweise erdrückender Szenen, schnell liest.
Die Themen psychische Gesundheit und Zwangsstörungen werden sehr nachvollziehbar dargestellt. Beim Lesen merkt man, dass die Autorin viel zu dem Thema recherchiert hat, wodurch ihr eine realistische Schilderung von Evies Krankheit und ihrem Leben damit, gelingt.
Evie selbst besitzt ein kompliziertes Innenleben, das die Autorin mit viel Einfühlvermögen beschreibt, wodurch man sich als Leser gut in sie hineinversetzen kann - selbst, wenn man keine Erfahrungen mit ähnlichen Problemen gemacht hat.
Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie gut es Holly Bourne gelungen ist, in Was ist schon normal? das Thema zu behandeln.
Die Entwicklung, die Evie, in dem Buch durchläuft wird nachvollziehbar geschildert und ist nicht vorhersehbar, wodurch man beim Lesen auch überraschende Momente erlebt. Sie wirkt manchmal etwas naiv und anstrengend, aber man kann ihr nicht wirklich böse sein, da man sie aufgrund ihrer schwierigen Krankheit verstehen kann.
Die weiteren Charaktere werden alle lebensnah beschrieben. Man merkt, dass sich Evies Mitschüler in der Zeit des Erwachsenwerdens befinden und sie wirken echt.
Die Idee für den Spinster-Club finde ich super, vor allem, weil man dadurch jungen Lesern Feminismus näher bringen kann. Die Themen, die die Mädchen dazu besprechen finde ich spannend und eindrucksvoll geschildert. Zwar muss ich zugeben, dass manche Diskussionen zu aufgesetzt und unnatürlich wirken, aber aufgrund des guten Inhalts kann man darüber hinwegsehen.
Eine Sache, die mir sehr gut gefällt ist, dass das Ende sehr realistisch ist. Es ist kein typisches Happy-End, in dem das Mädchen mit ihrem Traumprinzen gesund und glücklich zusammenlebt, aber zeigt dafür, dass man mit solch einer Krankheit immer kämpfen muss und, dass die Menschen, die einen wirklich lieben, trotzdem zu einem halten. Genauso wie die Bedeutung von Selbstliebe. Man erkennt, dass Evie bis zum Ende hin reifer wird.
Somit bin ich von dem Buch positiv überrascht und kann es jungen Lesern auch nur empfehlen, sofern sie nicht selbst an einer Zwangsstörung leiden, weil das Buch meiner Meinung nach sonst triggernd wirken kann. Hier finde ich es vom Verlag unverantwortlich, die Hauptthematik des Buchs nicht im Klappentext zu erwähnen und stattdessen in diesem alles auf Feminismus zu fokussieren.
Trotz meiner ersten Begeisterung für das Buch, gibt es auch ein paar Dinge, die ich etwas schade finde und Grund dafür sind, dass ich dem Buch keine fünf Sterne geben kann.
Zunächst einmal finde ich es schade, dass trotz des vielversprechendes Titels und der untypischen Themen ein klischeehafter Teenager-Alltag gezeigt wird. In dem Buch gehen Evie und ihre Mitschüler ständig auf Partys, trinken Alkohol und reden mehr als genug über Jungs. Es wird vermittelt, dass das normal sei und ich hätte es besser gefunden, wenn stattdessen gezeigt worden wäre, dass man auch als normal gilt, wenn man sich nicht betrinkt und lieber einen gemütlichen Abend verbringt, als ständig auf zu laute Partys zu gehen.
Eine weitere Sache, die mich stört ist, dass Evie in kürzester Zeit drei Jungsgeschichten am Laufen hat, was nicht realistisch auf mich wirkt. Zwar wird im Buch selbst immer wieder kritisch angemerkt, dass man als Mädchen so versessen auf Jungs ist, aber das ändert trotzdem nichts daran, dass das unrealistisch ist und das Bild vermittelt, es sei normal mit sechzehn mit mehreren Jungs gleichzeitig etwas zu haben. Vor allem, weil das von der Hauptthematik ablenkt.
Das sind jedoch nur kleine Punkte, die nicht schwerwiegend sind, weil das Buch insgesamt gut gelungen ist, vor allem, was die Darstellung von psychischer Gesundheit angeht.

Abschließende Bewertung:
Idee:  ★ ★ ★ ★ 
Spannung:  ★  ★  
Gefühle: ★ ★  ★ 
Charaktere: ★ ★   
Insgesamt: ★ ★   

Fazit: Ein wichtiges Buch, das das Thema Zwangsstörungen nachvollziehbar darstellt und nebenbei Feminismus behandelt.

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