Montag, 20. Mai 2024

Babel, R. F. Kuang

Copyright: Eichborn Verlag / Bastei Lübbe

 Informationen:
Titel: Babel
Autor/in: R. F. Kuang
Verlag: Eichborn Verlag / Bastei Lübbe
Seitenzahl: 733
Preis: 26,00 € 
Link: hier

 Inhalt

Oxford im Jahr 1836. Die Stadt mit den träumenden Türmen gilt als Hochburg des Fortschritts und der Wissenschaft. In ihr befindet sich auch Babel - das Königliche Institut für Übersetzung. Für Robin, der als Waise im chinesischen Kanton geboren wurde, scheint Babel zunächst wie ein Traum - bis es sich immer mehr wie ein Gefängnis anfühlt...

Meine Meinung

Nachdem mich Yellowface von der Autorin begeistert hat, musste ich auch Babel eine Chance geben und was soll ich sagen? Es gehört zu den besten Büchern, die ich gelesen habe. Ich habe etwa drei Monate dafür gebraucht - nicht, weil es langweilig war, sondern weil ich jedes Kapitel konzentriert lesen und irgendwie auch nicht wollte, dass die Geschichte vorbei ist.

Das Thema Sprache spielt hier eine große Rolle, da Babel an einem Übersetzungsinstitut in Oxford spielt. Die vielschichtigen Gedanken dazu habe ich geliebt und entsprechend viele Stellen markiert. Wer sich für das Thema Sprache interessiert, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten. Alles was dazu angerissen wird, ist einfach beeindruckend. R. F. Kuang kann einfach schreiben.

Auch die Themen Kolonialisierung und Rassismus spielen eine Rolle und werden mit dem richtigen Feingefühl behandelt. Stellenweise machen die dazugehörigen Szenen wütend. Das Buch mag zwar Fiktion sein, aber es gibt Bezüge zu echten Ereignissen und das macht es noch nahbarer und emotionaler.

Es sind aber nicht nur die Themen und der starke Schreibstil der Autorin, die Babel für mich zu einem Meisterwerk machen. Das Buch wird an sich toll erzählt und ist sehr gut durchdacht. Es startet ein wenig Harry Potter-mäßig und unschuldig, wird von Kapitel zu Kapitel aber immer spannender sowie düsterer. Es passieren schockierende Dinge, mit denen ich nie gerechnet hätte und lässt einen nicht mehr los. Auch die Charaktere sind super ausgearbeitet - alles andere als perfekt, aber dafür menschlich. Ich habe die Freundesgruppe ins Herz geschlossen und gerne auf ihren Abenteuern begleitet.

Babel hat mich am Ende nachdenklich und erstmal sprachlos zurückgelassen. Deshalb hat es auch ein wenig gedauert, bis ich die richtigen Worte für meine Rezension gefunden habe. Immer noch denke ich an die Charaktere und bewundere die Autorin für das Erschaffen dieser fantastischen Geschichte.

Fazit

Babel ist ein Meisterwerk! R. F. Kuang erzählt mit großer Spannung und viel Tiefe eine Geschichte über Magie und das Thema Sprache.

Yellowface, R. F. Kuang

Copyright: Eichborn Verlag / Bastei Lübbe

 Informationen:
Titel: Yellowface
Autor/in: R. F. Kuang
Verlag: Eichborn Verlag / Bastei Lübbe
Seitenzahl: 383
Preis: 23,99 € 
Link: hier

Inhalt

June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturbranche sein. Doch während Athena für ihre Bücher gefeiert wird, kennt June kaum jemand. Sie hat den Eindruck, dass sich niemand für die Geschichten "normaler" weißer Frauen interessiert.

Als June Zeugnis eines tödlichen Unfalls von Athena wird, stiehl sie Athenas aktuelles Manuskript - ein Roman über chinesische Arbeiter während des ersten Weltkriegs. June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter dem Namen Juniper Song. Doch wird ihr Geheimnis wirklich nicht ans Licht kommen und wer darf eigentlich über welche Themen schreiben?

Meine Meinung

Yellowface hat mich begeistert! Das Buch wirft einen Einblick in die Literaturbranche und kritisiert einiges in dieser. Eine große Rolle spielt auch das Thema Rassismus, da Athena chinesische Wurzeln hat und sich ihre Bücher mit historischen Ereignissen Chinas beschäftigen. Auch der Umgang mit dem Thema Diversity in der Literaturbranche wird behandelt und teils war das unangenehm zu lesen, weil in vielen Stellen Diversity nur als Marketingstrategie betrachtet wird.

Passend dazu wird auch sehr deutlich, wie über entsprechende Marketingmaßnahmen mögliche Bestseller geplant werden können. Darüber hinaus geht es aber auch um die Frage, ob man als Autor:in überhaupt über alles schreiben darf und was schon als Diebstahl gilt. Nicht nur weil June Athenas Manuskript klaut und sich nach der Veröffentlichung kritische Stimmen darüber anhören muss, dass sie als weiße Autorin über historische Ereignisse in China schreibt, sondern sogar Athena, weil sie als privilegierte und reiche Frau mit chinesischen Wurzeln über arme Menschen Chinas schreibt, ohne selbst Armut erlebt zu haben. All das regt zum Nachdenken an.

Da das Buch wie eine Satire geschrieben ist, liest es sich trotz der Themen nicht zu ernst, sondern unterhaltsam. Es ist wirklich eine Kunst solche ernste Themen über eine so leichte Sprache rüberzubringen.

Fazit

Ein wichtiges Buch, das einen ungefilterten Blick auf die Literaturbranche wirft und zum Nachdenken anregt.